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Jahresbericht 2023

 AGV Nordostchemie & VCI Nordost 

Sehr geehrte Damen und Herren,

gemeinsam haben wir im alles andere als einfachen Jahr 2023 viel bewegt. Wir, das ist eine starke Verbandsgemeinschaft. Wir, das ist aber vor allem auch eine Branche, die Herausforderungen annimmt und Veränderungen aktiv vorantreibt.

Und das Jahr 2023 stand ganz im Zeichen des Wandels. Einerseits machten besonders die hohen Energiepreise unserer Industrie zu schaffen und gingen nicht spurlos an unseren Unternehmen vorbei. Andererseits hat die chemisch-pharmazeutische Industrie einmal mehr bewiesen, dass sie auch in stürmischen Zeiten den Weg nach vorne geht und ihre ambitionierten Ziele nicht aus den Augen verliert. Zahlreiche zukunftsweisende Projekte und Investitionen zeugen davon.

Dieses Mindset, der lösungsorientierte Blick nach vorn zeichnet auch die Arbeit unserer Verbände aus. Zum einen befassen wir uns mit den für unsere Branche aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen, suchen nach Lösungen und bringen diese ein. Zum anderen handeln wir vorausschauend und proaktiv, um die Rahmenbedingungen für unsere Branche mitzugestalten und den Chemiestandort Ostdeutschland langfristig zu stärken.

 

Wir handeln zielgerichtet nach einem Plan, einer Strategie, die wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern erarbeitet haben. Und an dieser Strategie - NOC 2030 - orientieren sich unsere Verbandsarbeit und unsere Ziele. Die positive Resonanz unserer Mitglieder bestärkt und bestätigt unsere vielfältigen Aktivitäten, die sich an unseren Schwerpunktthemen, die von Energie- und Chemikalienpolitik über Nachhaltigkeit bis hin zu Tarifpolitik und Fachkräftesicherung reichen, ausrichten.

Die Lage unserer Branche ist nach wie vor sehr herausfordernd. Und in diesen bewegten Zeiten sind unsere Verbände mehr denn je gefragt und gefordert, die Unternehmen bei der Bewältigung der vielfältigen anspruchsvollen Themen schnell und fundiert zu unterstützen. Darauf konnten sich unsere Mitglieder 2023 verlassen und darauf können sie selbstverständlich auch zukünftig bauen: Wir stehen ihnen jederzeit zur Seite, sind am Puls der Zeit und vor allem auch an den richtigen Stellen. Wir gestalten gemeinsam die Zukunft unserer Industrie. 

 

Ein großer Dank gilt unseren Vorständen, den Ehrenamtlichen in unseren Gremien sowie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz. Wir werden auch weiterhin alles daran setzen, die Interessen unserer Mitglieder umsichtig und verantwortungsvoll zu vertreten.

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DR. CHRISTIAN

MATSCHKE
Vorstandsvorsitzender
Verband der Chemischen Industrie, Landesverband Nordost

NORA

SCHMIDT-KESSELER
Hauptgeschäftsführerin
Nordostchemie-Verbände

JÜRGEN
FUCHS

Vorstandsvorsitzender
Arbeitgeberverband
Nordostchemie e.V.

Highlights 2023

 Highlights 2023  

 Stimme in der Krise 

Bewegte Zeiten

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 Bewegte Zeiten 

Zwischen Krisenbewältigung und Aufbruch

Das Jahr 2023 war für die chemisch-pharmazeutische Industrie vor allem ein Jahr der Herausforderungen. Globale Krisen mit sinkender Nachfrage, gestörte Lieferketten und allem voran hohe Energiekosten haben unsere Branche vor enorme Bewährungsproben gestellt und gingen nicht spurlos an uns vorbei.

Die Produktion und der Umsatz sind im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen, Unternehmen gerieten immer stärker in Schieflage. Hinzu kamen die überbordende Bürokratie, schleppende Planungs- und Genehmigungsverfahren und immer neue Regulierungen, die die Unternehmen ausbremsen oder durch drohende Pauschalverbote ganzer Stoffgruppen das Kerngeschäft bedrohen. Gleichzeitig stecken die Unternehmen in einem umfassenden Transformationsprozess, der mit massiven Investitionen verbunden ist.

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Dialog auf allen Ebenen

Unsere politische Arbeit zeigt sich an vielfältigen Beispielen, die auf und hinter Bühne stattfinden. So waren wir unter anderem an der Vorbereitung des Chemiegipfels im Kanzleramt beteiligt. Darüber hinaus haben wir diverse Gespräche mit Abgeordneten auf Landes- und Bundesebene sowie mit Ministerien geführt. In diesen Gesprächen haben wir die für unsere Branche wichtigen Themen und Herausforderungen adressiert sowie uns in Gesetzesvorhaben eingebracht.

Hervorzuheben sind unser Parlamentarischer Abend in Dresden und der "Zukunftsdialog", bei dem wir gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt in deren Landesvertretung über Maßnahmen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Chemiestandorte in Sachsen-Anhalt diskutiert haben.

Immer häufiger werden die Weichen für unsere Industrie in Form von Regulierungen auf EU-Ebene gestellt. Aus diesem Grund haben wir im November 2023 mit den Wirtschaftsministerien aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg sehr erfolgreich den 2. Ostdeutschen Europadialog zum EU-Green Deal veranstaltet.

"Droht Europa die Deindustrialisierung?" war die Leitfrage in Brüssel. Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Landes- und Europapolitik diskutierten über die aktuelle Situation und die Zukunft der Industrie. Einigkeit herrschte über die kritische Situation und die Notwendigkeit einer aktiven, praxisorientierten Industriepolitik. Wettbewerbsfähigkeit und Deregulierung sind hier die Schlagworte.

Aktuelle Themen und Herausforderungen aus der Unternehmenspraxis haben wir zudem gemeinsam mit unseren Unternehmen beim 2. und 3. Round Table Chemie Sachsen oder auch einem Werkstattgespräch "Klimaschutzpotentiale von CCS/CCU in Sachsen-Anhalt" behandelt. Des weiteren veranstalteten wir einen Workshop zum Projekt "CapTransCO2" gemeinsam mit dem Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt und den beiden IHK des Landes Sachsen-Anhalt.

Eine wichtige Grundlage für unsere Verbandsarbeit sind der Austausch und die Impulse in unseren Arbeitskreisen "Umwelt, Technik und Energie",  "Gefahrgut, Logistik und Verkehr" und "Forschung und Innovation“.

Transformation aktiv gestalten

Das Jahr 2023 stand für unsere Branche und die Verbandsarbeit mehr denn je im Zeichen der Transformation, insbesondere der grünen Transformation. Die Industrie, allen voran die Chemie, hat sich längst auf den Weg gemacht, ihre Produktionen und Produkte zukunftsfähig zu gestalten – effizient und nachhaltig. Die grundlegende Umstellung der Energie- und Rohstoffbasis, der Produktionsprozesse und der Wertstoffkreisläufe hin zu einer effizienten und resilienten Kreislaufwirtschaft auf Basis erneuerbarer Energieträger stellt die Unternehmen vor enorme Herausforderungen.

Es gibt viele richtungsweisende Projekte – von Grünem Wasserstoff bis hin zu Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen. Es wird aber auch immer deutlicher, dass für das Gelingen der Transformation und zum Erreichen der ambitionierten Ziele die Rahmenbedingungen stimmen müssen: neben wettbewerbsfähigen Energiepreisen braucht es Technologieoffenheit in allen Bereichen, ein schnellen Hochlauf bei Wasserstoff unter Berücksichtigung wichtiger Industriestandorte abseits des Kernnetzes und vor allem weniger Regulierung und Verbote, dafür mehr Vertrauen in die Innovationskraft der Unternehmen.

Denn Innovationen sind ein entscheidender Erfolgsfaktor, um die gesellschaftlichen Herausforderungen der Transformation zur Klimaneutralität zu bewältigen. Chemische Produkte und Verfahren sind Teil der Lösung und nicht des Problems. Innovative und nachhaltige Lösungen für die Energiewende im Industriemaßstab sowie Modellprojekte für den Strukturwandel in Mitteldeutschland wurden auf dem 9. Innovationskongress des VCI Nordost an der Technischen Universität Dresden vorgestellt.

Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Industrie präsentierten bahnbrechende Technologien und Produkte aus den Bereichen Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft, Energiespeicher, Batterien und viele mehr.

Gemeinsam mit uns saßen und diskutierten junge Menschen mit leuchtenden Augen – sie waren begeistert von den Innovationen unserer Branchen. Und wir als Branche brauchen kluge Köpfe, um die Innovationen für den Wandel zur treibhausgasneutralen Industrie zu erreichen. Es gilt nun, dass der Wandel Schritt für Schritt Realität wird.

Pharma im Fokus

Im Bereich Pharma fanden Austausche mit der Politik auf Bundes-, Landes- und EU-Ebene statt. Zudem wurde das Format Pharmadialog zu den Themen "Strom- und Gaspreisbremse" sowie "Härtefallhilfen KMU Energie" auf Arbeitsebene fortgesetzt. In verschiedene Pharmadialoge auf Landesebene brachte der Verband seine Positionen und Expertise ein.

Highlight der Aktivitäten war das eigene Panel "Pharmastandort Ostdeutschland" im Rahmen des Ostdeutschen Wirtschaftsforums (OWF23), für das wir Carsten Schneider, Staatsminister im Kanzleramt und Beauftragter für Ostdeutschland, gewinnen konnten. In seinem Impuls betonte er, dass die Pharmaindustrie nicht nur eine lange Tradition in Ostdeutschland habe, sie sei auch ein Garant für eine sichere und hochwertige Produktion, stehe für Innovationen, biete gute und sichere Arbeitsplätze.

Im Nachgang des Panels haben wir ein Positionspapier veröffentlicht, das die Kernforderungen für einen gesunden Pharmastandort skizziert: Entwicklung von Arzneimitteln fördern, Gesundheits- und Industriepolitik zusammendenken, Stärkung des Industriestandorts durch EU-Vorhaben mit Augenmaß.

 Nachhaltigkeit als Standard 

Chemie und Nachhaltigkeit: Wie passt das zusammen?

Chemie und Nachhaltigkeit: Wie passt das zusammen? Wer unsere Branche kennt, weiß: Es ist eine untrennbare Verbindung. Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil des unternehmerischen Handelns in der chemisch-pharmazeutischen Industrie – und das seit Jahrzehnten. Ohne die Produkte und Innovationen der Chemie gäbe es keine nachhaltigen Lösungen.

In einem ganzseitigen Beitrag in der ZEIT im Osten zeigten wir ganz konkret, wie Chemie und Nachhaltigkeit zusammenhängen und in unserem Alltag sichtbar werden. Die wichtigste Botschaft: Der entscheidende Faktor für die grüne Transformation sind die handelnden Menschen, die mit ihren Green Skills das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben.

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Zukunft gestalten: Nachhaltig handeln, Verantwortung übernehmen

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist sich schon lange ihrer Verantwortung bewusst. Sie hat beispielsweise ihre Energieeffizienz in den letzten Jahrzehnten erheblich gesteigert. Beim Responsible-Care-Wettbewerb wurden 2023 Ideen und Projekte für den nachhaltigen und sparsamen Umgang mit Energie gesucht.

Als Landessieger in Nordost wurde die Wacker Chemie AG, Werk Nünchritz mit dem Projekt "Fliegend leicht Wärmeverluste minimieren" ausgezeichnet: Mit Wärmebildkameras ausgerüstete Drohnen spüren in Nünchritz Wärmeverluste an Außenbauteilen auf. Die gesammelten Daten werden von einem Projekt-Team analysiert, geeignete Maßnahmen zur Reduktion der Wärmeverluste erarbeitet und anschließend strategisch in einer Roadmap umgesetzt. Zudem wurde die Leuchtstoffwerk Breitungen GmbH für ihr Projekt "Optimierung der Heizparameter zur Herstellung von medizinisch relevanten UV-Leuchtstoffen" mit dem Sonderpreis für den Mittelstand geehrt.

Marktplatz, der gute Ideen zusammenbringt

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Auf Mitinitiative des VCI Nordost fand erstmalig ein Responsible-Care-Workshop statt. Die Idee war: regional ausgezeichnete Ideen zentral zusammenbringen und in einem angemessenen Rahmen vorstellen. RC-Teilnehmende aus ganz Deutschland kamen in Frankfurt zusammen, um miteinander ihre Best-Practice-Beispiele zu teilen. Die Veranstaltung stieß auf so viel positive Resonanz, dass sie im nächsten RC-Wettbewerb eine Fortsetzung finden soll.

Fit für Nachhaltigkeit im Unternehmen

Unser Anliegen ist es, die Unternehmen über die verschiedenen Anforderungen und Regulatorien im Bereich Nachhaltigkeit zu informieren und zu beraten. Unser FORUM NORDOSTCHEMIE 2023 stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. "Wo stehen wir? Wohin geht die Reise? Welche Unterstützung können Verbände beim Thema Nachhaltigkeit leisten?" waren die Leitfragen, die sich durch Impulse und Diskussionen zogen.

Ein breites Themenspektrum von den Herausforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung über den Erfolgsfaktor "Green Skills" bis hin zur Etablierung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Chefetage beleuchtete verschiedenste Aspekte, die Unternehmen berücksichtigen müssen, um eine ganzheitliche und effektive Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und zu implementieren.

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Im Rahmen unserer Mitgliederversammlungen fand ein fachlicher Austausch zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) statt. Bei der lebhaften Diskussion wurde deutlich, welche tiefgreifenden Folgen das Gesetz für die Unternehmen mit sich bringt und welche enormen Unsicherheiten es in den Betrieben hervorruft. Unsere Zielsetzung zur Verstetigung des Austauschs zum LkSG stieß bei den Unternehmen auf große Zustimmung.

 Tarifpolitik und Arbeitsrecht 

Tarifpolitik und Arbeitsrecht

Stärkung der Tarifbindung

Die Chemie ist ein leuchtendes Beispiel für funktionierende Sozialpartnerschaft und hohe Tarifbindung. Im letzten Tarifabschluss 2022 haben die Sozialpartner vereinbart, sich gemeinsam für die weitere Erhöhung der beiderseitigen Tarifbindung einzusetzen und konkrete Maßnahmen zu erarbeiten. Zu diesem Zweck fanden regionale Workshops in den Tarifgebieten statt.

In Berlin steckten 21 Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner aus Nordost die Köpfe zusammen, um sich über geeignete Maßnahmen auszutauschen. Die Debatte war intensiv, teils in der Sache über die unterschiedlichen Ansätze durchaus sehr kontrovers, aber zu jeder Zeit konstruktiv und von gegenseitigem Respekt geprägt. Im Rahmen des Workshops setzten die Sozialpartner auch ein gemeinsames Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt.

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Gemeinsam für eine starke Ausbildung

Das Förderprogramm "AusbildungPlus" wurde in der Tarifrunde 2022 vereinbart, um die Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen zu fördern.

 

Zu diesem Zweck stellten die IGBCE und die Chemie-Arbeitgeberverbände pro Auszubildenden bis zu 1.000 Euro für die zusätzliche Lernunterstützung bereit.

 

Mit der gemeinsamen Aktion sollten vor allem Nachteile und erschwerte Start-Chancen infolge der Corona-Pandemie ausgeglichen werden.

Am Puls der Zeit für unsere Mitglieder

Das Beratungs- und Leistungsangebot für Mitgliedsunternehmen ist Kern unserer Verbandsarbeit. Besonders hervorzuheben sind das Seminar- und Weiterbildungsangebot sowie das Format "Arbeitsrechtliches Frühstück". Letzteres wurde mehrfach zu aktuellen Themen durchgeführt. Die hohe Zahl an Teilnehmenden zeigte, dass die Themen und Formate den richtigen Nerv trafen.

 

Das Spektrum reichte von "KI-Technologie am Arbeitsplatz" bis "Teilzeit- und Befristungsgesetz". Externe Expertinnen und Experten, aber auch unsere Spezialisten der Abteilung Tarifpolitik, Tarif- und Arbeitsrecht informierten über aktuelle Themen und Entwicklungen und beantworteten Fragen.

Unsere Geschäftsstellen in Berlin, Dresden und Halle veranstalteten 2023 für unsere Mitgliedsunternehmen wieder jeweils zwei Personalleiter- und Personalreferentenkreise, die traditionell großen Zulauf fanden. Das galt sowohl für virtuelle als auch Formate in Präsenz.

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Im Bereich Fachkräfte durften unsere Unternehmen in einem exklusiven Workshop ein innovatives Tool zur Analyse der Kompetenzdiagnostik testen und ihre Expertise in die weitere Entwicklung einbringen.

Unsere Mitglieder wurden außerdem in zahlreichen Rundschreiben zum aktuellen Stand unterschiedlicher Themen – von Nachhaltigkeit über Politik, Fachkräftesicherung, Bildung und Tarifpolitik bis hin zum  Verbraucherpreisindex – informiert.

 Nachwuchs fest im Blick 

MINT-Nachwuchs

Inspirieren, motivieren, begeistern

Entlang der gesamten Bildungskette von der Kita bis zur Hochschule haben wir im vergangenen Jahr unser Engagement für die Förderung von MINT und insbesondere der Chemie weiter ausgebaut und vertieft.

Kernelement waren die Fortbildungen für Lehrkräfte im gesamten Verbandsgebiet, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern durchführten. Gemeinsam mit Lehrkräftefortbildungszentren von Universitäten und Schülerlaboren setzten wir unseren Fokus auf Chemie und Sachkunde. Das breit gefächerte Angebot richtete sich an Lehrkräfte der Chemie und Naturwissenschaften sowie an Erzieherinnen und Erzieher. Insgesamt haben wir 25 Fortbildungen organisiert, darunter einen Lehrkräftekongress in Berlin. Diese Zahl markiert einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, in dem wir 16 Fortbildungsveranstaltungen durchführen konnten. Ein Highlight: Zugeschnitten auf den neuen Berliner Rahmenlehrplan boten wir und das Gläserne Labor Experimente zur Enzymatik an. Von einfachen Versuchen für den Unterricht mit spannendem Alltagsbezug bis hin zur komplexen Michaelis Menten Kinetik mit Photometern.

Unser Engagement für den Experimentalwettbewerb Chemkids, der Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 4 bis 8 in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen offensteht, haben wir fortgeführt. Über 4.000 Kinder und Jugendliche aus dem Verbandsgebiet beteiligten sich 2023 am Wettbewerb. Die Landesbesten gewannen ein Praktikum im Schülerlabor "Chemie zum Anfassen" an der Hochschule Merseburg. Auf dem Plan standen Vorlesungen, Experimente sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm. Insgesamt waren 30 Schülerinnen und Schüler aus allen sechs Bundesländern dabei!

 

Und das Kulturhaus der InfraLeuna GmbH in Leuna (Sachsen-Anhalt) bot im September die Bühne für eine ganz besondere Feierlichkeit – die 20. Jubiläumsveranstaltung des Chemkids-Schülerwettbewerbs.

Gemeinsam für einen spannenden Chemieunterricht

Das Unterrichtsfach Chemie lädt gerade dazu ein, Theorie mit spannenden Experimenten praxisnah zu vermitteln. Leider mangelt es an vielen Schulen an der hierfür benötigten Ausstattung. Daher haben die Nordostchemie-Verbände gemeinsam mit ihren Mitgliedsunternehmen die Aktion "Pro Chemieunterricht" ins Leben gerufen: Unterstützt ein Unternehmen eine Bildungseinrichtung (Schule oder Schülerlabor) in seiner Nachbarschaft, verdoppeln die Verbände den Betrag.

Seit 2004 beteiligten sich rund 70 Unternehmen an der Spendenaktion und unterstützten mehr als 150 Bildungsinstitutionen mit über 800.000 Euro. Insgesamt fünf Bildungseinrichtungen konnten sich 2023 über Spenden in einer Gesamthöhe von 39.300 Euro (inklusive einer Materialspende von 16.800 Euro) freuen.

Im Bereich Hochschule waren wir ebenfalls wieder aktiv. Unter dem Motto "MINT für eine lebenswerte Zukunft" zeigte das MINT-EC-Hauptstadtforum interessierten Schülerinnen und Schülern die Vielfalt der MINT-Studiengänge-, Berufe und Ausbildungen. Die Stimmung war großartig. Es gab viele Gespräche mit  interessierten jungen Menschen und Lehrkräften.

 

Beim Tag der Chemie an der Freien Universität Berlin konnten wir gemeinsam mit Mitgliedsunternehmen Perspektiven in der Industrie nach dem Studium aufzeigen.

Duale Ausbildung: Kernelement der Fachkräftegewinnung

Eine erfreuliche Nachricht: Das Ausbildungsplatzangebot wurde 2023 ausgeweitet, mehr Jugendliche als im Vorjahr konnten für eine Ausbildung in der Chemie gewonnen werden und die Übernahmechancen der Ausgebildeten steigen.

 

Dass die Zahlen sich trotz der schwierigen Lage der Branche durch Kriege sowie hohe Energie- und Rohstoffkosten positiv entwickelten, zeigt, wie stark sich die Unternehmen um die Fachkräfte von morgen bemühen. 2023 stieg die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze im Vergleich zu 2022 um 2 Prozent auf 793. Auch die Zahl der besetzten Plätze kletterte um 3,2 Prozent auf 651.

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Die Angebots-Besetzungs-Relation hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert, ist mit 82,1 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze aber noch zu niedrig (2022: 81,2 Prozent). Die ausgelernten Auszubildenden wurden 2023 zum absoluten Großteil von ihren Betrieben übernommen. 95 Prozent der Nachwuchskräfte blieben den Betrieben erhalten. Die Zahl der unbefristeten Übernahmen stieg erneut.

Interesse wecken, Azubimarketing stärken

Um die Schere zwischen angebotenen und besetzten Ausbildungsplätzen zu schließen, arbeiten wir eng mit unseren Mitgliedern zusammen. Der AGV Nordostchemie unterstützte seine Unternehmen im vergangenen Jahr wieder durch gezieltes Azubimarketing und eigene Kampagnen. Im Frühjahr ging die Last-Minute-Ausbildungsbörse auf dem Chemie-Azubi-Blog in die nächste Runde. Auf der Plattform werden die noch freien Plätze gesammelt und zielgruppengenau beworben. Ebenfalls auf dem reichweitenstarken Blog wurden persönliche Porträts von Auszubildenden aus unseren Mitgliedsunternehmen veröffentlicht sowie ein Weihnachtsgewinnspiel für junge Menschen und die Azubis aus den Mitgliedsunternehmen veranstaltet.

 

Erstmals riefen wir 2023 unsere Mitgliedsunternehmen auf, sich am "Sommer der Berufsorientierung" zu beteiligen. Angebote – wie Praktika von einem Tag bis zu mehreren Wochen, Betriebsbesichtigungen, Schnuppertage, Werksralley usw. – wurden auf einer eigenen Plattform (www.sommer-praktikum.de) gesammelt. Die Angebote wurden über unsere eigenen Kanäle, Netzwerke, Kontakte in Schulen und zu Lehrkräften beworben und so jungen interessierten Menschen ein Einblick in die Praxis ermöglicht.  

Immer mehr an Bedeutung gewinnt auch der verbandseigene Instagram-Kanal, auf dem wir junge Menschen für Chemie und unsere Branche begeistern wollen. Die Botschaft: "Chemie ist alles, alles ist Chemie: Ohne die Chemie gibt es keine Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Mitmachen und aktiv die Zukunft mitgestalten.“ Als neuen Service im Bereich Azubi-Marketing schufen wir ein Instagram-Format. Unter dem Titel "Drei Fragezeichen" stellen wir Mitgliedsunternehmen, ihr Portfolio und die angebotenen Ausbildungsplätze vor. Vor allem für KMU, die nicht über einen eigenen Instagram-Account verfügen, ist der Service attraktiv.

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 Zahlen, Daten und Fakten 

Zahlen, Daten & Fakten

Stürmische Zeiten für die Branche

Ein schwieriges Jahr für die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie. Die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur haben sich nicht erfüllt. Deutschland steckt in einer Krise, die nicht nur die Chemieindustrie betrifft. Die gesamte deutsche Wirtschaft leidet unter der schwachen Konjunktur und strukturellen Problemen. Um den Standort Deutschland zurück in die Erfolgsspur zu bringen, braucht es aus Sicht des Verbandes dringend einen tiefgreifenden Politikwechsel und einen Fokus auf eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Denn sie sichert die Basis für eine nachhaltige Zukunft.

Die Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie spiegelt sich 2023 auch in unserem Verbandsgebiet wider. Mit einer Auslastung von knapp 75 Prozent waren die Anlagen der Ostchemie noch schlechter ausgelastet als im bundesdeutschen Durchschnitt.

Chemieproduktion geht um 11 Prozent zurück

Für die Branche war 2023 ein schlechtes Jahr. Insgesamt ging die deutsche Chemie- und Pharmaproduktion um 7,9 Prozent zurück. Rechnet man das Pharmageschäft heraus, liegt der Rückgang bei 11 Prozent. Den Unternehmen fehlten zunehmend die Aufträge. Die Kapazitäten der Branche waren mit durchschnittlich rund 77 Prozent nicht ausgelastet. Damit liegt die Produktion seit neun Quartalen unterhalb der wirtschaftlich notwendigen Grundauslastung von 82 Prozent.

Die Hersteller anorganischer Grundstoffe sowie von Seifen, Reinigungsmitteln und Kosmetika drosselten ihre Produktion um 10 Prozent. In der Fein- und Spezialchemie lag der Produktionsrückgang bei 4 Prozent. Auch die Pharmasparte hatte nach dem Impfstoffboom mit schlechten Standortbedingungen zu kämpfen und büßte 3 Prozent ein.

Mit 229,3 Milliarden Euro lag der Branchenumsatz 12,2 Prozent niedriger als im Vorjahr. Besonders kräftig fiel der Rückgang im Inlandsgeschäft aus. Die Verkäufe sanken um 16 Prozent auf 86 Milliarden Euro. Der Auslandsumsatz lag mit 144 Milliarden Euro 10 Prozent niedriger als im Vorjahr. Zum Umsatzrückgang haben auch rückläufige Chemikalienpreise beigetragen. Die Erzeugerpreise für chemisch-pharmazeutische Produkte waren 2023 durchschnittlich rund 1 Prozent günstiger als im Vorjahr.

55.600

Beschäftigte in der
Ostchemie 2023

30,8

Mrd. Umsatz der
Ostchemie 2023

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Zum Jahresende herrschte in der Branche weiterhin Rezessionsstimmung. Die Erwartungen für 2024 blieben negativ. Damit dürften weiter Aufträge im Chemiegeschäft fehlen. Der VCI geht deshalb für das kommende Jahr nicht davon aus, dass die Chemieproduktion wieder ansteigt. Beim Branchenumsatz wird ein Minus von 3 Prozent erwartet.

 

In verschiedenen Formaten stellen wir unseren Mitgliedern Analysen zur Verfügung. Mit "Wirtschaft AKTUELL" erscheinen vierteljährlich Lageberichte, die einen schnellen Überblick zur aktuellen Chemiekonjunktur in Ostdeutschland liefern. Die Reihe "Wirtschaft KOMPAKT" richtet den Scheinwerfer auf die spezifische Struktur der chemisch-pharmazeutischen Industrie in jeweils einem der sechs Bundesländer unseres Verbandsgebietes.

Im Verbraucherpreisindex stellen wir monatlich die wichtigsten Informationen zur aktuellen Inflationsrate in Deutschland zusammen, Grafiken zur Entwicklung im Zeitablauf inklusive.

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Als wertvollen Service für unsere Mitglieder erheben wir monatlich den Krankenstand in den Unternehmen und stellen ihnen anschließend die Auswertungen als Benchmark zur Verfügung.

 

Das Jahr 2023 zeigte eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr: Die Krankenstandsquote in den teilnehmenden Mitgliedsunternehmen sank und erreichte einen Jahresdurchschnitt von 7,0 Prozent, 0,9 Punkte niedriger als 2022.

Eine positive Entwicklung, aber dennoch kein Grund zum Jubeln. Zur Erinnerung: Das Jahr 2022 wies den höchsten Wert auf, den der Arbeitgeberverband Nordostchemie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2000 ermittelt hat.

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