
Nordostchemie
Chemie-Tarifrunde im Krisenmodus: Sozialpartnerschaft bewährt sich
Die chemische Industrie ist für ihre konstruktive Sozialpartnerschaft bekannt - seit mehr als 50 Jahren ohne Streiks, aber mit zukunftsorientierten Tarifverträgen, die das Miteinander von Arbeitgebern und Beschäftigten regeln.
Die Chemie-Tarifverhandlungen 2024 fanden jedoch unter wirtschaftlich äußerst schwierigen Bedingungen für die chemisch-pharmazeutische Industrie statt. Die Unternehmen standen unter erheblichem wirtschaftlichen Druck - sowohl durch strukturelle Standortnachteile in Deutschland wie hohe Energie- und Arbeitskosten als auch durch konjunkturelle Schwierigkeiten.


Bei unserer regionalen Verhandlungsrunde Nordost verfolgten wir zusammen mit unseren Mitgliedsunternehmen daher vorrangig das Ziel der "Sicherung von Standorten und Beschäftigung". Da keine Einigung erzielt werden konnte, ging die Verhandlung auf die Bundesebene über. Ein Hauptstreitpunkt zwischen den Tarifparteien war die Forderung der IGBCE nach besonderen Vorteilen für Gewerkschaftsmitglieder.
Nach intensiven Verhandlungen einigten sich beide Seiten darauf, den sozialpartnerschaftlichen Weg der Branche weiterzuführen, gewerkschaftliches Engagement mit einem jährlichen Freistellungstag zu würdigen und die bisherige Schlichtungsregelung unverändert beizubehalten.
Die Chemiebranche bleibt damit ein Gegenmodell zu anderen Industriezweigen und deren konfrontativeren Tarifauseinandersetzungen.
Das Beratungs- und Leistungsangebot für Mitgliedsunternehmen ist eine wichtige Säule unserer Verbandsarbeit. Die große Resonanz auf unsere Seminare und Weiterbildungen zeigte, dass die Themen und Formate überzeugen.
Das Portfolio reichte von "Grundlagen der Eingruppierung nach dem Entgelttarifvertrag" bis "Tarifliche Flexibilisierungsinstrumente in der chemischen Industrie nutzen". Externe Expertinnen und Experten sowie unsere Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Tarifpolitik, Tarif- und Arbeitsrecht informierten über aktuelle Themen und Entwicklungen und standen für Fragen zur Verfügung.
Unsere Geschäftsstellen in Berlin, Dresden und Halle veranstalteten 2024 für unsere Mitgliedsunternehmen jeweils zwei Personalleiter- und Personalreferentenkreise, die wieder regen Zulauf fanden – sowohl in virtuellen als auch in Präsenzformaten.
Unsere Mitglieder wurden zudem in zahlreichen Rundschreiben zum aktuellen Stand unterschiedlicher Themen – von Nachhaltigkeit über Politik, Fachkräftesicherung, Bildung bis hin zur Tarifpolitik – informiert.
Best Practice und Praxisguide Nachhaltigkeit
2024 stand unser Responsible-Care-Wettbewerb unter dem Motto „Sicheres und gesundes Arbeitsumfeld“. Gesucht wurden Projekte und Ideen, die für Sicherheit und den Schutz der Beschäftigten sowohl im Betrieb als auch zu Hause sorgen. Zum Landessieger kürte die Jury die InfraLeuna GmbH mit dem Projekt „Gesundheitsvorsorgeprogramm 2023 – GESUNDHEITSTEAM on Tour und Krebsvorsorge“. Die Wacker Chemie AG, Werk Nünchritz wurde für das Projekt „Café Arbeitsschutz“ mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Beide Projekte wurden im Rahmen eines Werkstattgesprächs vorgestellt, am dem die ausgezeichneten Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen.






Chemie hoch drei, die Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen Chemie hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Mitgliedsunternehmen mit praxisnahen Hilfestellungen gezielt bei der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Mit dem Branchenstandard wurde ein Tool entwickelt, das vor allem kleinere und mittlere Unternehmen dabei unterstützt, die Anforderungen des seit 2023 in Deutschland geltenden Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zu erfüllen.
2024 nahm die Initiative mit dem Chemie³-Praxisguide Nachhaltigkeitsberichterstattung das nächste komplexe Aktionsfeld ins Visier. Das komplette Paket steht den Unternehmen im ersten Halbjahr 2025 zur Verfügung steht.